HEIMATVEREIN SCHNEEREN e.V.
Schneeren - Das Dorf der 1000 Eichen

Die Landwirtschaft gestern und heute in Schneeren

 

 

Landwirtschaftliche Entwicklung Schneerens (Stand 2018)

Geografisch betrachtet liegt Schneeren am äußersten Rand der Südheide inmitten des Naturparks Steinhuder Meer. Der Grinderwald bildet die nordwestliche Grenze. Wir befinden uns im Endmoränengebiet der Elster-Eiszeit, das sich von den Rehburger Bergen nordöstlich bis zum Leine-Tal hinzieht. Im Nordosten wird der Ort durch das Schneerener Moor, einem Niederungsmoor, begrenzt. Im Südwesten liegt das Steinhuder Meer und im Südosten das Tote Moor, ein Hochmoor, welches seit circa 1900 industriell abgetorft wird.

Mit seiner Gesamtfläche von knapp 4.000 Hektar ist Schneeren das flächengrößte Gebiet des Altkreises Neustadt. Von diesen 4.000 Hektar (39,26 km²) werden circa 2.200 Hektar - also mehr als die Hälfte - landwirtschaftlich genutzt.

 

Schon nach den ersten verheerenden Jahren des Dreißigjährigen Krieges sind für das Jahr 1627 allein 17 abgebrannte Höfe von insgesamt 44 Höfen erfasst. Dennoch scheint sich Schneeren im Gegensatz zu zahlreichen Nachbargemeinden relativ schnell von diesen Verwüstungen erholt zu haben. So wurden schon 1654 erneut 46 Feuerstellen gezählt, darunter die stattliche Anzahl von 8 Meierhöfen und 24 sogenannten mittleren Kötnern. Die Gruppe der Kleinkötner taucht in der Kopfsteuerbeschreibung von 1664 als „Brinksitzer“ auf. Nach den Brinken am Rande des Dorfes wurden die anliegenden kleinen Hofstellen als Brinksitzerstellen bezeichnet. Es waren neben der Größe auch von der Bodenbeschaffenheit eher ungünstige Höfe, die bei den Altbesiedlungen nicht ohne Grund unbesiedelt geblieben waren. An-, Ab-, Neubauer gehören zu der jüngsten Besiedlungsphase.

Rechtlich waren die Bauern i.d.R. unfrei (Laten) und damit Hörige ihrer Grundherrn mit den entsprechenden Lasten sowie Hand- und Spanndiensten je nach Größe des Hofes. In Schneeren waren es aber von alters her freie Bauern (Erbland), die allerdings dem Kloster Mariensee abgabenpflichtig waren.

Die Einteilung der Höfe erfolgte nach den Steuerlisten, dabei besaß ein Vollmeier 4 Hufe Land (80-120 Morgen), er musste mit 4 Pferden als Vollspänner Spanndienste leisten, der Halbmeier entsprechend die Hälfte. Kötner bekamen meist weniger als 1 Hufe Rodeland von kirchlichen oder kommunalen Grundherren zugewiesen und leisteten nur Handdienste.

An- bzw. Abbauer traten erst ab 1830 als Neusiedler entweder auf öffentlichen/kirchlichen Grund oder auf Privatgrund auf. Ihr Haus durften sie nur mit entsprechender Genehmigung bauen.

 

Von großer Bedeutung für die gesamte Landwirtschaft waren die Agrarreformen im 19. Jh., um der zunehmenden Unzufriedenheit unter der seit dem 11 Jh. Im Feudalsystem verharrenden fast rechtlosen Landbevölkerung entgegenzuwirken und gleichzeitig eine positive Entwicklung voranzutreiben.

In Hinblick auf die Aufhebung bäuerlicher Abhängigkeiten war bis 1806 im Kurfürstentum Hannover nichts geschehen. Erst König Wilhelm IV (1830-37) legte die gesetzlichen Grundlagen für die Ablösung der bäuerlichen Lasten und Dienste, die in unserer Gegend mit Geld und nicht mit Land geschahen. Dem zugrunde lagen bereits Ende des 18. Jh. erstmals erarbeitete detaillierte Kartenwerke (z.B. die Kurhannoversche Landesaufnahme von 1771), ohne die die späteren Verkopplungen gar nicht möglich gewesen wären.

Dieses Kartenwerk lässt für Schneerens Ortsstruktur eine beachtliche Größe des damaligen Dorfes deutlich werden, das nun mit fast 80 Feuerstellen fast halb so groß war wie die Neustädter Kernstadt.

Gegenüber früheren Zeiten hat sich bis 1863/64 das soziale Gefüge im Verhältnis nur geringfügig geändert. Nun waren es 16 Halbmeier, 26 Großkötner, 20 Kleinkötner und 18 An-, Ab-, Neubauer. Umstrukturierungen erfolgten erst mit dem planmäßigen Siedlungsausbau um die Parallelstraßen Alter und Neuer Sandberg (1866), der sich von seiner engen Parzellierung deutlich vom älteren Dorfkern unterscheidet und vor allem kleinere Handwerksbetriebe in der Gehöftssiedlung aufnahm.

Anhand der Verkopplungsunterlagen 1876 (Erlass von 1824) stellt sich die Situation der Bauernhöfe in Schneeren folgendermaßen dar: (Möglicherweise kann man auch an Hand der Reihenfolge der Hausnummern der Halbmeierhöfe -Vollmeier gab es nicht- eine mögliche Besiedlung des Dorfkerns erkennen: (in Klammern die heutigen Eigentümer)

 

1 Friedrich Bartling (H. Bartling)

2 Heinrich Oelschläger (H. Borcherding)

3 Heinrich Dettmer (W. Ideker)

4 Conrad Heinrich Ideker (W. Ideker, W. Ideker)

5 Heinrich Hoffmeier (K.Wucherpfennig, M.L. Langhorst, )

6 Wilhelm Fischer (H. Seefeld)

7 Conr. Heinrich Ideker (Dr. H. Krüger, Wiebking, Bolsehlerstr. )

8 Conr. Heinrich Heidorn (Dorfgemeinschaftshaus, W. Ideker)

9 Heinrich Bühmann (F. Fischer)

10 Heinrich Bröckelmann (Marlies Sender)

11 J.H. Struckmann (H. Kruse, M. Overheu)

12 J.H. Meyer (H. Meier)

13 Fr. Thiesse (Stephan Ruhnow-Thiesse)

14 Wiebkings Erben (Fr. Ernsting)

67 Hr. Kahle (H. Weichbrod)

68 H.Oelschläger (Stadtländer)

Bei den beiden Halbmeiern mit den höheren Hausnummern (67,68) wurden möglicherweise wüste Hofstellen nach dem 30. j. Krieg neu besetzt. Die Besitzverhältnisse folgen nicht zwangsläufig den Hausnummern, so haben auch innerhalb der Gruppe der Großkötner 13 Betriebe über 200 Morgen Grundbesitz und übertreffen damit einige der Halbmeier. Die höheren Hausnummern sind i.d.R. den Kleinkötnern sowie An-, und Abbauern vorbehalten. Um 1950 existierten in Schneeren noch 152 landwirtschaftliche Betriebe, von denen jeder eine Fläche von 0,5 bis 200 Hektar Fläche bewirtschaftete.

Ende der 70er Jahre war Schneeren Vorreiter beim Bau von Boxenlaufställen. In einem Zeitraum von circa sechs Jahren entstanden acht Laufställe, in denen damals je zwischen 50 bis 80 Kühe Platz finden sollten. Diese Entwicklung hat das gesamte Neustädter Land geprägt. Durch die strukturelle Entwicklung ist die Zahl der landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe auf heute noch 12 gesunken. Der technische Fortschritt in allen Bereichen der Landwirtschaft, also sowohl im Ackerbau als auch bei der Stalltechnik, sowie Zuchtfortschritte bei Tieren und Pflanzen haben zu mehr Effizienz und einer hohen Produktionssteigerung pro Person geführt. Auch Flurbereinigungsverfahren und Probleme einzelner Betriebe, einen Hofnachfolger zu finden, tragen weiter zur strukturellen Entwicklung bei. Bei aller Innovation bleibt jedoch der Boden-, Tier- und Umweltschutz weiterhin als nachhaltiges Ziel erhalten, da dies natürlich die Lebensgrundlage jedes einzelnen Bauern ist.

 

Die Landwirtschaft in Schneeren präsentiert sich heute wie folgt:

 

8 Milchviehbetriebe (davon 1 mit Bisonhaltung und Heckrindern)

1 reiner Sauenbetrieb

1 Gemischtbetrieb mit Sauen und Milchvieh

2 Gemischtbetriebe mit Pferdezucht und Rindvieh

2 Nebenerwerbslandwirte

4 Biogasanlagen

 

 

Die hohe Anzahl an Rinder haltenden Betrieben resultiert aus dem geologisch hohen Anteil an Moorgebieten, das überwiegend (circa 1.000 Hektar) als intensives Grünland geführt wird. Das Wirtschaften auf Moor war damals schon eine große Herausforderung. Viele Flächen wurden kultiviert. Ein sehr komplexes Entwässerungssystem aus Gräben musste geschaffen werden, um die Flächen überhaupt betretbar zu machen.

Heute sind die Herausforderungen, ein Moorgebiet zu bewirtschaften, andere geworden. Immer höhere Bewirtschaftungsauflagen stellen eine zunehmende Beeinträchtigung der intensiven Grünlandwirtschaft in Schneeren dar. Dieser Herausforderung müssen sich gerade die Rinder haltenden Betriebe stellen, da die intensive Bewirtschaftung dieser Flächen die Grundlage für die Milchviehhaltung ist. Heute stehen in Schneeren noch etwa 1.000 Milchkühe, die zur Milcherzeugung gehalten werden. Hinzu kommt noch die Nachzucht, so dass man insgesamt von etwa 2.500 Rindern in Schneeren ausgehen kann. Die Milchviehhaltung befindet sich im ständigen Wandel. Ganzjahresstallhaltung, intensive Fütterung über Futtermischwagen mit Silagen und/-oder Konzentraten sind in den vergangenen Jahren zum Standard geworden. Große Melkanlagen oder vollautomatische Melksysteme halten mehr und mehr Einzug. Diese stetige Modernisierung erleichtert die körperlich schwere und zeitintensive Viehhaltung und sorgt gleichzeitig für eine höhere Produktivität – damit die Landwirtschaft auch für die Zukunft gerüstet ist und ein fester Bestandteil des Schneerener Dorflebens bleiben kann.

Die Schweinehaltung wird derzeit auf zwei Betrieben intensiv geführt. Die Anzahl der gehaltenen Sauen liegt bei circa 600. Hinzu kommt ein Landwirt aus einem Nachbarort, der die Schweine in Freilandhaltung hält.

Die Haltung und Züchtung von Pferden, wird auf 2 landwirtschaftlichen Betrieben intensiv durchgeführt. Reithallenbetrieb, sowie Pensionspferdehaltung runden das Angebot ab.

Biogas ist mit Einführung des Erneuerbare–Energien-Gesetzes (EEG) auch in Schneeren fester Bestandteil der Landwirtschaft geworden. Dank der elektrischen Leistung der drei vorhandenen Biogasanlagen ist Schneeren bei der Energieversorgung autark. Auch die Nutzung der Abwärme wird zunehmend forciert und weiter ausgebaut.

Auf den kargen Sandböden, die man in Schneeren vorfindet, gestaltet sich der Anbau von Weizen oder Rüben als schwierig. So hat sich der Anbau von Getreide (vornehmlich Roggen und Triticale) sowie Mais etabliert. Dem geringen Wasser- und Nährstoffspeichervermögen der Böden wird mit verschiedensten Zwischenfrüchten und Winterbegrünungen versucht entgegenzuwirken.

 

Für die Zukunft wird es für die Landwirte immer wichtiger, den Dialog mit der Bevölkerung aufrecht zu erhalten und sie über verschärfte Auflagen bei Stallbauten, die Ausbringung von organischen Düngemitteln sowie den stetig steigenden Dokumentationsaufwand in allen Bereichen zu informieren. Wenn auch verstärkt moderne Technik eingesetzt wird, so darf nicht vergessen werden, dass der Landwirt existenzfähig bleiben muss und sich neben der Hauptaufgabe der nachhaltigen bezahlbaren Lebensmittelproduktion, zusätzlich um gesellschaftliche Belange, wie zum Beispiel der Landschaftspflege kümmert.